Autismus

TEACCH Programm

Es gehört zu den Grundsätzen des TEACCH-Programms, dass jeder Mensch mit autistischen Verhaltensweisen in der Umgebung leben, lernen und arbeiten soll, die ihn am wenigsten einschränkt und zugleich größtmögliche Selbständigkeit und Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Da jede Person spezielle Fähigkeiten und Bedürfnisse besitzt, ist für jeden individuell zu planen, wie die Umgebung beschaffen sein muss. Ziel ist es, das Lebensumfeld für den Einzelnen so zu gestalten, dass ihm ein Zugang zu der für ihn sonst verwirrenden Welt ermöglicht wird und sie für ihn bedeutungsvoller wird.Oft bedarf es speziell abgestimmter Lern- und Lebenssituationen, um Kompetenzen zu erwerben, die für ein Leben in der Gesellschaft notwendig sind. Eine befriedigende Teilnahme am gesellschaftlichen Leben wird häufig zunächst nur unter besonderen Bedingungen und mit spezieller Hilfestellung möglich sein. Diese im erforderlichen Maße zu gewähren, bedeutet eine effektive Förderung der Integration des Menschen mit Autismus. Ein Leben integriert in die Gesellschaft ist das Ziel, wobei die individuellen Bedürfnisse nie einer Philosophie oder einem Prinzip geopfert werden dürfen. Im Mittelpunkt steht immer der Mensch.Individualisierung und Normalisierung bilden somit keine unvereinbaren Gegensätze. TEACCH steht für:Treatment and Education of Autistic and related Communication handicapped Children . Dies bedeutet: Begleitung und pädagogische Förderung autistischer und in ähnlicher Weise kommunikationsgestörter Kinder. Vor 40 Jahren in den USA an der Universität von North Carolina in Chapel Hill entwickelt, ist TEACCH heute einer der erfolgreichsten autismusspezifischen Ansätze weltweit.Das Programm wendet sich jedoch nicht nur an Kinder, sondern ist für alle Altersgruppen und alle Behinderungsgrade nutzbar. Es bietet ein Kontinuum von Diensten an, angefangen von förderdiagnostischer Abklärung über Förderplanung bis hin zur Begleitung im Schul- und Arbeitsbereich.Ein methodischer Basisbaustein ist neben der Visualisierung der Einsatz von individuell abgestimmten Strukturierungshilfen. Die Methode des „Strukturierten Lernens“ wurde 1966 im Rahmen eines Forschungsprojektes an der Universität von North Carolina in Chapel Hill entwickelt. Seitdem wird sie unter wissenschaftlicher Begleitung in der Praxis ständig weiterentwickelt und erfolgreich in den unterschiedlichsten Lebens- und Lernbereichen angewandt.Ziel des TEACCH-Programms ist eine Maximierung der Selbständigkeit und der Lebensqualität für Menschen mit Autismus in der Gesellschaft. Ausgehend von ihren speziellen Wahrnehmungs- und Verarbeitungsproblemen wird für jeden Betroffenen individuell nach Wegen gesucht, wie er seine Umwelt besser verstehen kann und welche Form der Kontaktaufnahme mit anderen Menschen für ihn bedeutungsvoll ist.Seine Motivation und die Fähigkeit mit unterschiedlichen Materialien umzugehen und bedeutungsvoll zu lernen sollen gefördert werden.Mit Hilfe individueller Lernangebote wird auf den Stärken und Interessen des Einzelnen aufgebaut und kommunikative und soziale Fähigkeiten sowie Kompetenzen für die Alltagsbewältigung entwickelt.Die Bezugspersonen der jeweiligen Lebensbereiche sind zu jeder Zeit am Förderprozess beteiligt und sollen befähigt werden, die erzielten Lernfortschritte im Alltag weiterzuentwickeln. Um diese Ziele zu erreichen, werden zwei aufeinander aufbauende und sich ergänzende Wege beschritten. Zum einen wird das Umfeld so strukturiert, dass die es für den autistischen Menschen verstehbar wird, damit er sich entspannen kann als Grundvoraussetzung für neues lernen. Zum anderen erfährt der autistische Mensch durch spezielle Lern- und Übungsangebote eine individuelle Entwicklungsförderung. Ausgehend von den Problemen autistischer Menschen, sich u. a. in Raum und Zeit zurechtzufinden, Handlungsabläufe zu durchschauen und Bekanntes mit Unbekanntem zu verknüpfen, bietet man ihnen Hilfestellungen in Form der Hervorhebung vorhandener Strukturen und Visualisierung von Abläufen an. So werden z. B. komplexe Handlungen in überschaubare Teilschritte gegliedert und ggf. das benötigte Material für jeden Teilschritt gesondert bereitgestellt. Insbesondere visuelle Hilfen unterstützen das Verständnis gesprochener Sprache. Sie helfen dem autistischen Menschen, besser zu verstehen, was ihn als nächstes erwartet und geben ihm die Möglichkeit individuell in seinem Tempo die Informationen zu verarbeiten.Verstehen bewirkt Sicherheit, und nur im Rahmen solch einer sicheren Umgebung können sich autistische Menschen neuen Erfahrungen öffnen und neues Verhalten erproben. Durch diesen kommunikativen Zugang zum Menschen kann Problemen, die sich aus ihrem Verhalten ergeben, vorgebeugt werden.Art und Umfang der Strukturierungshilfen können von Person zu Person völlig unterschiedlich sein. Ihr Einsatz ist abhängig davon, wie komplex Informationen verarbeitet werden und welcher Grad an Abstraktion bewältigt werden kann.Strukturierung wird individuell entwickelt und muss im Laufe der Entwicklung immer wieder neu angepasst werden.